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buch über wittgenstein

noisette

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21. Januar 2003
Beiträge
143
bartley, william warren: 'wittgenstein, ein leben' (verlag siedler)

ich habe das buch unter dem wittgenstein-thread schon erwähnt, auch einige textpassagen zitiert, möchte es aber hier trotzdem nochmals empfehlen, vor allem den nicht-philofachleuten (wie ich es bin), die versuchen, sich wittgenstein via biographie zu nähern.
ich für meinen teil werde übrigens, nach lektüre dieses buches, mein ursprüngliches vorhaben, mich auch mit den werken dieses philosophen zu beschäftigen, nicht weiter verfolgen....
die in bartley's buch vorgefundenen informationen über wittgenstein's leben, vor allem die interessante analyse der wechselwirkung zwischen seiner persönlichkeit(sentwicklung) und seinem (früh-/spät-)werk, möchte ich jedoch nicht missen.

grüsse, n.
 
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Original geschrieben von nussknacker
bartley, william warren: 'wittgenstein, ein leben' (verlag siedler)
... ich für meinen teil werde übrigens, nach lektüre dieses buches, mein ursprüngliches vorhaben, mich auch mit den werken dieses philosophen zu beschäftigen, nicht weiter verfolgen...

begründung (für abyss.deepsea u.a. interessierte):

die in bartley's buch zugegebenermassen wenigen, aber wie mir scheint doch sehr aussagekräftigen auszüge aus wittgenstein's werk lassen zentrale thesen dieses philosophen als äusserst verwirrend und widersprüchlich erscheinen. über sein spätwerk habe ich ja schon einiges unter dem wittgenstein-thread geschrieben.
hier noch ein beispiel aus seinem tractatus : 'die richtige methode der philosophie wäre eigentlich die: nichts zu sagen, als was sich sagen lässt, also sätze der naturwissenschaft... und dann immer, wenn ein anderer etwas metaphysisches sagen wollte, ihm nachzuweisen, dass er gewissen zeichen in seinen sätzen keine bedeutung gegeben hat'. die veröffentlichung von wittgensteins briefwechsel mit engelmann und v.ficker brachte jedoch seine überzeugung zutage, die 'wichtige' hälfte des tractatus sei die ungeschriebene (!), jene hälfte, die der ethik und dem mystischen gewidmet ist.....

noch viel mehr als die fachlichen aspekte (die zu bewerten mir als nicht-philofachfrau ohnedies nicht zusteht) haben die informationen über den menschen wittgenstein zu meiner skepsis beigetragen:
bei der lektüre von bartley' ausführungen zu wittgenstein's lebensweise und zu seinem verhalten seinen mitmenschen gegenüber ging mir immer wieder ben-ami scharfstein's these durch den kopf, dass viele philosophen sich hinter einer fassade verstecken. gemäss scharfstein sind ihre gedanken konstruktionen, welche die fassaden undurchdringlicher machen sollen, und gelegentlich sind ihre gedanken die fassaden selber.
es ist bekannt, dass wittgenstein auch im fortgeschrittenen alter seine umgebung terrorisierte. dazu bartley: 'wittgenstein tyrannisierte seine freunde und schüler, spielte sie gegeneinander aus, verspottete ihre fähigkeiten grausam'.
und wittgenstein selbst schreibt, 55-jährig: 'sich vor den anderen öffnen kann man nur aus einer besonderen art von liebe. die gleichsam anerkennt, dass wir alle böse kinder sind... der hass zwischen den menschen kommt davon her, dass wir uns von einander absondern. weil wir nicht wollen, dass der andere in uns hineinschaut, weil es darin nicht schön ausschaut'.

aus dem oben gesagten ergab sich für mich: ich schätze die wahrscheinlichkeit, dass die beschäftigung mit wittgenstein's werken mir hilft, antworten auf zentrale lebensfragen zu finden, als sehr gering ein. darüber hinaus lasse ich mir auch nicht gerne die welt von jemandem erklären, der im laufe seines lebens so wenig achtung im umgang mit sich selbst und seinen mitmenschen entwickelt hat.

grüsse, n.
 
>>es ist bekannt, dass wittgenstein auch im fortgeschrittenen alter seine umgebung terrorisierte.
<<

Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, daß er sich freiwillig an die Front gemeldet hat ...
... fehlende Achtung vor dem Leben?


Als Schwuler war er in seiner Zeit wahrscheinlich starken gesellschaftlichen Zwängen ausgeliefert.
Sexuelle Frustration?
 
die person wittgenstein

Original geschrieben von Alzii
>>es ist bekannt, dass wittgenstein auch im fortgeschrittenen alter seine umgebung terrorisierte. << Das überrascht nicht, wenn man bedenkt, daß er sich freiwillig an die Front gemeldet hat ... ... fehlende Achtung vor dem Leben?

aufgrund bisheriger lektüre würde ich eher vermuten: suizidgedanken im rahmen von rezidivierenden (mindestens mittelgradigen) depressionen.

grüsse, n.
 
Killerstein

nussknacker:

>>suizidgedanken ...
<<

aha, und die sind wohl nicht lebensverachtend?


Und wie könnte jemand das Leben anderer achten, wenn er sein eigenes mißachtet?

Ich interpretiere wieder zuviel ...
 
Re: Re: buch über wittgenstein

Original geschrieben von nussknacker
darüber hinaus lasse ich mir auch nicht gerne die welt von jemandem erklären, der im laufe seines lebens so wenig achtung im umgang mit sich selbst und seinen mitmenschen entwickelt hat.

da denke ich wie du. erst die einfühlsame bedacht-nahme auf den unsterblichen seelenfunken des mitmenschen erlaubt uns den angemessenen blick auf das weltganze. dieses spiegelt sich in der aura aller lebewesen wider. ich erlebe dies alltäglich an meinen kindergartenkindern, wie schön das seelenlicht in auge und gemüt aufleuchtet. ul*rike
 
<seelenfunken>

da denke ich wie du. erst die einfühlsame bedacht-nahme auf den unsterblichen seelenfunken des mitmenschen erlaubt uns den angemessenen blick auf das weltganze. dieses spiegelt sich in der aura aller lebewesen wider. ich erlebe dies alltäglich an meinen kindergartenkindern, wie schön das seelenlicht in auge und gemüt aufleuchtet. ul*rike [/QUOTE]

derlei poetik erinnert mich an stifter, rosegger und heine. auch hör ich da die orgel spielen und der weihrauch wölket zum himmelszelt.

erklär mir bitte den <angemessenen blick aufs weltganze>......was ist <angemessen>?

schielt man da ehrfurchtsvoll?

wie tut sich da ein glasäugiger?

oder gar ein blindie?

die wollen ja auch was weltganzes sehn, oder?

also, du platonikerin,du: resch herbei mit einer stichfesten definitio, sonst sizzet mir der oxenziemer locker, dem weibe zu ermunterung, sich zarter rede zu befleißigen.
:D
 
Re: <seelenfunken>

Original geschrieben von ezzosDIARY

also, du platonikerin,du: resch herbei mit einer stichfesten definitio, sonst sizzet mir der oxenziemer locker, dem weibe zu ermunterung, sich zarter rede zu befleißigen.[/COLOR] :D

diese sprüche mißfallen mir, mein herr, falls sie denn überhaupt einer sind! die sache mit dem oxenziemer könnten wir durchaus in angriff nehmen, hab schon öfrter mal solche wie sie ordentlich verhauen!° ich war säbelfechterin in münchen und habe lange zeit auch in der damenfußballmannschaft als tormännin gewirkt. täuschen sie sich nicht, was meine poetische ader anlangt. obwohl ich eine großkreuzträgerin im "orden der freunde vom Hl.seelenlichte" bin, kann ich auch sehr wohl zudringlichen herren mores lehren!! auch ist mein mann stets zur stelle, wenn mir ungemach droht; hugo folgt mir auf dem fuße! sie haben unbill von ihm zu erwarten, falls sie weiter sich erdreisten, herr ezzo oder was auch immer für ein ausbund sie sein mögen!!

einer dame mit dem oxenziemer drohen!!

ich hoffe sehr, daß sich in diesem denkforum etliche chevaliers finden, mich zu verteidigen; an der welt sonst müßt ich irre werden!! ul*rike aus passau
 
(wittgenstein's) depressionen

Original geschrieben von Alzii
>>suizidgedanken ... << aha, und die sind wohl nicht lebensverachtend?

das mag schon sein, dass suizidgedanken eine lebensverachtende komponente haben; sie sind aber auch ein ziemlich häufiges symptom einer depressiven erkrankung (siehe beitrag zu wittgensteins psychischen problemen) und, abgesehen davon, generell nicht zu verurteilen.
man verurteilt ja auch nicht einen grippekranken dafür, dass er nebst halsweh und gliederschmerzen auch fieber hat.
ferner zu bedenken: zu wittgensteins zeit gab es noch keine ernstzunehmenden medikamentösen und psychotherapeutischen behandlungsmöglichkeiten.

grüsse, n.
 
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Re: (wittgenstein's) depressionen

Original geschrieben von noisette
das mag schon sein, dass suizidgedanken eine lebensverachtende komponente haben; sie sind aber auch ein ziemlich häufiges symptom einer depressiven erkrankung (siehe beitrag zu wittgensteins psychischen problemen) und, abgesehen davon, generell nicht zu verurteilen.
man verurteilt ja auch nicht einen grippekranken dafür, ...

Daß sich ein Lebensmüder umbringt, dagegen habe ich nix einzuwenden.
Pulsadern in der Badewanne, von Turm springen, nichts mehr essen, ...
es gibt viele Möglichkeiten, das zu tun, ohne andere zu gefährden.

Wer sich angeblich(!) aus Lebensmüdigkeit an die Front meldet, der handelt wie jemand, der zum Beenden des Lebens mit dem Auto voll in den Gegenverkehr rast ...

Depri hin oder her, daß ein Depri andere mitnehmen will, ist äußerst selten.
Und ganz ehrlich, ich nehme das Killerstein einfach nicht ab.
Er war mE nicht wirklich lebensverachtend, sondern menschenverachtend, wie die Schilderung seiner Tyrannei belegt.
 
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