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Aufklärung: Vernunft und Empfindsamkeit

Ianus

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Registriert
9. Juni 2011
Beiträge
1
Hallo,

Ich kenne mich leider nicht allzu genau mit den verschiedenen Strömungen der Aufklärung aus. Daher hat sich bei der Lektüre von Lessings Dramen eine Frage bei mir aufgetan: Wie sieht das Verhältnis von Vernunft und Empfindsamkeit in der Aufklärung aus? Ich bin bisher ausgegangen, dass die Aufklärung im Kern die Vernunft als Mittel der Erkenntnis hat. Der Mensch wird als vernunftbegabtes Wesen gesehen, der seine Unfreiheit durch die Ratio überwindet. Wie passt dazu die gleichzeitige Bedeutung der Empfindsamkeit, also einer sensualistischen Strömung/Tendenz? Sie müsste ja eigentlich im Widerspruch zur Vernunft stehen, oder wenigstens in einem extremen Spannungsverhältnis. Wie kann ich es also verstehen, dass beides wichtige bestandteile der Aufklärung sind.

Ich freue mich schon auf eure Antworten.

Vielen Dank!
 
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AW: Aufklärung: Vernunft und Empfindsamkeit

Hallo,

Ich kenne mich leider nicht allzu genau mit den verschiedenen Strömungen der Aufklärung aus. Daher hat sich bei der Lektüre von Lessings Dramen eine Frage bei mir aufgetan: Wie sieht das Verhältnis von Vernunft und Empfindsamkeit in der Aufklärung aus? Ich bin bisher ausgegangen, dass die Aufklärung im Kern die Vernunft als Mittel der Erkenntnis hat. Der Mensch wird als vernunftbegabtes Wesen gesehen, der seine Unfreiheit durch die Ratio überwindet. Wie passt dazu die gleichzeitige Bedeutung der Empfindsamkeit, also einer sensualistischen Strömung/Tendenz? Sie müsste ja eigentlich im Widerspruch zur Vernunft stehen, oder wenigstens in einem extremen Spannungsverhältnis. Wie kann ich es also verstehen, dass beides wichtige bestandteile der Aufklärung sind.

Ich freue mich schon auf eure Antworten.

Vielen Dank!

Schon bei I. KANT, dem Philosophen der Aufklärung, steht jede sichere Erkenntnis auf 2 Beinen:
Dem Verstand (Rationalität, Denken, a priori) und der Anschauung (empirische Erfahrung, Sinnlichkeit, a posteriori).

"Verstand und Sinnlichkeit können bei uns nur in Verbindung Gegenstände bestimmen. Wenn wir sie trennen, so haben wir Anschauungen ohne Begriffe, oder Begriffe ohne Anschauungen, in beiden Fällen aber Vorstellungen, die wir auf keinen bestimmten Gegenstand beziehen können."

(I. KANT in seiner "Kritik der reinen Vernunft")

Darin liefert er eine Synthese aus den philosophischen Programmen des französischen Rationalismus und des englischen Empirismus.

Und indem er die transzendentalphilosophische Reflexion über den Bereich von Verstand und Sinnlichkeit in den Bereich der Ideen erweitert, ist er der VERNUNFT-Denker der Aufklärung (= 18. Jahrhundert) par excellence....

moebius
 
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AW: Aufklärung: Vernunft und Empfindsamkeit

Hallo,
Ich kenne mich leider nicht allzu genau mit den verschiedenen Strömungen der Aufklärung aus. Daher hat sich bei der Lektüre von Lessings Dramen eine Frage bei mir aufgetan:
Das ist nicht weiter schlimm, dass Du Dich nicht auskennst. moebuis hat Dir wohl für Deinen Wissensdrust schon die richtige Antwort gegeben.
Für ein aufgeklärtes Leben gehört es meiner Ansicht nach dazu zu lernen die richtigen Fragen zu stellen.
Von Lessings Dramen kenne ich nur zwei: Nathan der Weise und Minna von Barnhelm.
In beiden nimmt er den negativen Stolz aufs Korn und entlarvt ihn als ausgesprochen dumm. In beiden sind die Helden der ursprünglich in seinem Familienglück schwer beraubte Nathan und die liebende und eben sensible Minna, die weiteres Unglück verhindernde Personen.

Wie sieht das Verhältnis von Vernunft und Empfindsamkeit in der Aufklärung aus? Ich bin bisher ausgegangen, dass die Aufklärung im Kern die Vernunft als Mittel der Erkenntnis hat.
Benutz mal Deinen Verstand und stelle selber Deine Beobachtungen an, dann bist Du schlauer, als wenn ich es Dir erkläre.
Der Mensch wird als vernunftbegabtes Wesen gesehen, der seine Unfreiheit durch die Ratio überwindet.
Das scheint mir eben der grundlegende Irrtum auf die Sicht des Menschen zu sein. Der Mensch wird als ein reines Gefühlsbündel geboren und je nach dem in welche Umgebung entwickelt sich sein Verstand und seine Vernunft.
Wie passt dazu die gleichzeitige Bedeutung der Empfindsamkeit, also einer sensualistischen Strömung/Tendenz?
Dies kannst Du selber sehr gut durch die Beobachtung Deiner eigenen Gefühle herausfinden. Dann passt es auch für Dich.
Sie müsste ja eigentlich im Widerspruch zur Vernunft stehen, oder wenigstens in einem extremen Spannungsverhältnis.
Wie kann ich es also verstehen, dass beides wichtige bestandteile der Aufklärung sind.[/QUOTE]
Das eigentlich gelebte und ursprüngliche Leben steht immer im Widerspruch zu einem linearen und dualistischen Denken und Handeln. Bis das ein Mensch begriffen hat, dass alles in einem Kreislauf stattfindet, braucht er manchmal mehr als ein Leben.

:liebe: :geist: :schaf: rg​
 
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