Eurofighter
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Gescheiterter Bombenanschlag auf Bonner Hauptbahnhof?
In etwa so titeln sämtliche deutschen Presseorgane und scheuen weder Kosten noch Mühen, um ihre Starreporter auf dieses kleine 9/11-Ereignis in Bonn anzusetzen, dessen einziger Schönheitsfehler ist, daß es nicht gewummst hat. Wer würde sich angesichts eines solchen Zuschauerinteresses und den offensichtlich einem Auskunftsbeschleunigungsgesetz unterworfenen Ermittlungsbehörden für seriösen Journalismus oder gar Fakten interessieren, die nicht aus irgendwelchen Bundes- oder Landespolizeipressebehörden und deren nachgeschalteten Medienvertretern hausgemacht für die Öffentlichkeit aufbereitet wurden...? Selbständiges Denken ist in Deutschland verpönt, wenn es nicht zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Alternativlos! Und das gilt bei Journalisten, die sich für eine gute Story doch gerne mit einer vom Kollegen abgekupferten Wahrheit adeln lassen, ganz besonders...
Schauen wir also mal, welches Drehbuch der Bundesinnenminister, der bedauerlicherweise vor der gestrigen Pressekonferenz verduftet ist, zum diesjährigen Fantasyfestifal der deutschen Sicherheitsbehörden beisteuern kann:
"Am Montag wurde am Bonner Hauptbahnhof eine herrenlose Reisetasche entdeckt und von der Polizei gesprengt. Möglicherweise handelte es sich um einen vereitelten Sprengstoffanschlag. Die Polizei löste eine Großfahndung nach mehreren Salafisten aus, von denen zwei bereits festgenommen und wieder freigelassen wurden."
Aha, eine herrenlose Reisetasche, das Korpus delikati! Wie wir aus den Sicherheitsempfehlungen von Bundesinnenministerium und BKA wissen, ist so ein herrenloser Gegenstand im Herrenland natürlich ein klarer Hinweis auf ein Verbrechen!
"Möglicherweise handelte es sich um einen vereitelten Sprengstoffanschlag."
Diesen Satz muß man genauer lesen, um ihn genießen zu können. George Orwell würde seine Freude daran haben, daß es gelungen ist, unbehelligt eine Großfahndung in die Wege zu leiten, noch bevor überhaupt geklärt ist, ob ein Anschlag beabsichtigt war. Allein die bloße Möglichkeit, vielleicht weil die gefundene Sporttasche blau gewesen sein soll, reicht aus!
"Es handelte sich um eine Reisetasche, die schon wegen ihrer hellblauen Farbe auffallen musste. Außerdem sollen aus dem Objekt mehrere Drähte herausgeschaut haben. Daraufhin wurde Bombenalarm ausgelöst.
Klar, wenn die Tasche babyblau ist und Drähte herausschauen, dann muß selbst der Dümmste auf die einzig mögliche Lösung kommen: es ist natürlich dann eine Bombe! Hätten eventuell Leichenteile herausgeschaut, dann wäre es wahrscheinlich nur ein verunglückter Weihnanchtsmann gewesen. So aber... mit... ich wage es kaum auszusprechen... aggressiven Drähten... klarer Fall! Seien Sie also jederzeit vorsichtig, lieber Mitbürger, wenn Sie keine professionelle Terrorausbildung genossen und trotzdem ein wenig Feuerwerk im Sinn haben. Lassen Sie aus ihrer Tasche niemals Drähte herausschauen, daran erkennt man nämlich den Terrorprofi!
"Feuerwerker vom EOD der Bundespolizei rückten mit ihrer Spezialtechnik an und zerstörten die Tasche mit einem Hochdruck-Wasserstrahl.
Schade eigentlich, daß uns hier Telepolis mit dem Kunstgriff der Desillusionierung im Film das ganze explosive Bild schon ruiniert. Was will denn ausgerechnet ein "Feuerwerker" im Drehbuch? Gut, liegt vielleicht daran, daß man Kurt Felix nicht anheuern konnte, der dann zu diesem Zeitpunkt aus einem Pappkarton gesprungen wäre und die Sache aufgeklärt hätte...
"Anschließend nahmen Spezialisten vom Landeskriminalamt in Düsseldorf die Spurensicherung auf. Nach Angaben der Polizei wurde "zündfähiges Material" gefunden. Es soll sich um drei Metallbehälter mit Ammoniumnitrat und eine Butangas-Flasche gehandelt haben.
Oh mann! "Zündfähiges Material", diese funkenleichte Formulierung hat das Zündpotential, um noch rechtzeitig zum Wort des Jahres 2012 werden zu können! Aber jetzt doch mal mit selbständigem Denken probiert: was ist denn eigentlich ein "zündfähiges Material"??? Ich dachte zuerst an Puderzucker aus der Weihnachtsbäckerei... vielleicht dieses Jahr übriggeblieben, weil das mit dem Stollen nicht geklappt hat...
Aber es könnte natürlich auch bloßes Papier sein. Ein Buch! Ja, genau, es muß ein hochgefährliches Buch sein, aus dem wahrscheinlich ein Draht herausragt... zur Abschreckung vielleicht noch mit einem warnenden Kreuz auf dem schwarzen Buchdeckel...
Das Ammoniumnitrat vielleicht gut getant in einer Flasche Blumendünger... und die Butangasflasche in Form eines atomaren Miniatur-Feuerzeugkopfes...
Der Bundesinnenminister hat sich bisher zu dem Vorfall nicht geäußert. Ich kann das verstehen. Er will wohl erst einmal in Ruhe abwarten, bis die Paranoia der 80 Millionen Bundesbürger abgeklungen ist...
Wenn die Wirklichkeit nicht längst selbst zur Realsatire geworden wäre, dann würde ich auch sagen können: Danke an die Narrenpresse fürs heurige Nikolausgeschenk. Tätä.Tätä.Tätä...
Herrenloser Link:
http://www.heise.de/tp/artikel/38/38186/1.html
In etwa so titeln sämtliche deutschen Presseorgane und scheuen weder Kosten noch Mühen, um ihre Starreporter auf dieses kleine 9/11-Ereignis in Bonn anzusetzen, dessen einziger Schönheitsfehler ist, daß es nicht gewummst hat. Wer würde sich angesichts eines solchen Zuschauerinteresses und den offensichtlich einem Auskunftsbeschleunigungsgesetz unterworfenen Ermittlungsbehörden für seriösen Journalismus oder gar Fakten interessieren, die nicht aus irgendwelchen Bundes- oder Landespolizeipressebehörden und deren nachgeschalteten Medienvertretern hausgemacht für die Öffentlichkeit aufbereitet wurden...? Selbständiges Denken ist in Deutschland verpönt, wenn es nicht zum Wirtschaftswachstum beiträgt. Alternativlos! Und das gilt bei Journalisten, die sich für eine gute Story doch gerne mit einer vom Kollegen abgekupferten Wahrheit adeln lassen, ganz besonders...
Schauen wir also mal, welches Drehbuch der Bundesinnenminister, der bedauerlicherweise vor der gestrigen Pressekonferenz verduftet ist, zum diesjährigen Fantasyfestifal der deutschen Sicherheitsbehörden beisteuern kann:
"Am Montag wurde am Bonner Hauptbahnhof eine herrenlose Reisetasche entdeckt und von der Polizei gesprengt. Möglicherweise handelte es sich um einen vereitelten Sprengstoffanschlag. Die Polizei löste eine Großfahndung nach mehreren Salafisten aus, von denen zwei bereits festgenommen und wieder freigelassen wurden."
Aha, eine herrenlose Reisetasche, das Korpus delikati! Wie wir aus den Sicherheitsempfehlungen von Bundesinnenministerium und BKA wissen, ist so ein herrenloser Gegenstand im Herrenland natürlich ein klarer Hinweis auf ein Verbrechen!
"Möglicherweise handelte es sich um einen vereitelten Sprengstoffanschlag."
Diesen Satz muß man genauer lesen, um ihn genießen zu können. George Orwell würde seine Freude daran haben, daß es gelungen ist, unbehelligt eine Großfahndung in die Wege zu leiten, noch bevor überhaupt geklärt ist, ob ein Anschlag beabsichtigt war. Allein die bloße Möglichkeit, vielleicht weil die gefundene Sporttasche blau gewesen sein soll, reicht aus!
"Es handelte sich um eine Reisetasche, die schon wegen ihrer hellblauen Farbe auffallen musste. Außerdem sollen aus dem Objekt mehrere Drähte herausgeschaut haben. Daraufhin wurde Bombenalarm ausgelöst.
Klar, wenn die Tasche babyblau ist und Drähte herausschauen, dann muß selbst der Dümmste auf die einzig mögliche Lösung kommen: es ist natürlich dann eine Bombe! Hätten eventuell Leichenteile herausgeschaut, dann wäre es wahrscheinlich nur ein verunglückter Weihnanchtsmann gewesen. So aber... mit... ich wage es kaum auszusprechen... aggressiven Drähten... klarer Fall! Seien Sie also jederzeit vorsichtig, lieber Mitbürger, wenn Sie keine professionelle Terrorausbildung genossen und trotzdem ein wenig Feuerwerk im Sinn haben. Lassen Sie aus ihrer Tasche niemals Drähte herausschauen, daran erkennt man nämlich den Terrorprofi!
"Feuerwerker vom EOD der Bundespolizei rückten mit ihrer Spezialtechnik an und zerstörten die Tasche mit einem Hochdruck-Wasserstrahl.
Schade eigentlich, daß uns hier Telepolis mit dem Kunstgriff der Desillusionierung im Film das ganze explosive Bild schon ruiniert. Was will denn ausgerechnet ein "Feuerwerker" im Drehbuch? Gut, liegt vielleicht daran, daß man Kurt Felix nicht anheuern konnte, der dann zu diesem Zeitpunkt aus einem Pappkarton gesprungen wäre und die Sache aufgeklärt hätte...
"Anschließend nahmen Spezialisten vom Landeskriminalamt in Düsseldorf die Spurensicherung auf. Nach Angaben der Polizei wurde "zündfähiges Material" gefunden. Es soll sich um drei Metallbehälter mit Ammoniumnitrat und eine Butangas-Flasche gehandelt haben.
Oh mann! "Zündfähiges Material", diese funkenleichte Formulierung hat das Zündpotential, um noch rechtzeitig zum Wort des Jahres 2012 werden zu können! Aber jetzt doch mal mit selbständigem Denken probiert: was ist denn eigentlich ein "zündfähiges Material"??? Ich dachte zuerst an Puderzucker aus der Weihnachtsbäckerei... vielleicht dieses Jahr übriggeblieben, weil das mit dem Stollen nicht geklappt hat...
Aber es könnte natürlich auch bloßes Papier sein. Ein Buch! Ja, genau, es muß ein hochgefährliches Buch sein, aus dem wahrscheinlich ein Draht herausragt... zur Abschreckung vielleicht noch mit einem warnenden Kreuz auf dem schwarzen Buchdeckel...
Das Ammoniumnitrat vielleicht gut getant in einer Flasche Blumendünger... und die Butangasflasche in Form eines atomaren Miniatur-Feuerzeugkopfes...
Der Bundesinnenminister hat sich bisher zu dem Vorfall nicht geäußert. Ich kann das verstehen. Er will wohl erst einmal in Ruhe abwarten, bis die Paranoia der 80 Millionen Bundesbürger abgeklungen ist...
Wenn die Wirklichkeit nicht längst selbst zur Realsatire geworden wäre, dann würde ich auch sagen können: Danke an die Narrenpresse fürs heurige Nikolausgeschenk. Tätä.Tätä.Tätä...
Herrenloser Link:
http://www.heise.de/tp/artikel/38/38186/1.html