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aktuellste Meldung aus Israel

Hallo Jan Amos,

nun ist es so, dass Geschichte auch die selbsterlebte Geschichte ist. Ich habe ja mal versucht über das Problem der Objektivierbarkeit der Geschichte hier zu diskutieren (Thread "Wie objektiv kann Geschichtsschreibung sein?") - und es kam ja zum Ausdruck wie schwierig und kompliziert dieser Prozess ist.
Aber ist nicht eben so ein Denkforum eine Platform in der man sich - wenn auch in begrenztem Kreis und auch in zeitlicher Begrenzung - austauschen kann?

Jan Amos schrieb:
...da leider die Vorgeschichte gern ausgeblendet wird und nur das jetzt, hier und heute zählt.
Deshalb heißt es auch nichts ist so alt wie die Zeitung von gestern.

Dazu kommt, dass nach dem 2.WK eine gewaltige Geschichtsfälschung stattfand und nicht nur das deutsche Volk umerzogen wurde. Belanglosigkeiten werden im Stil der BILD-Zeitung groß herausgestellt um von den wichtigen Zusammenhängen und Zeitproblemen abzulenken.

Es sind viele Aspekte der Geschichte des dritten Reiches und überhaupt der Anfängen der BRD, die noch sehr im Dunkeln liegen. Und einige die zur Klärung dieser Zeit beitragen wollten in den 50. Jahren, mussten sogar die Bundesrepublik verlassen.
Darüber werde ich ein anderes mal, in einem ganz anderen Rahmen schreiben.

Gute Nacht und freundliche Grüße

Miriam
 
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=Jan Amos]

Dazu kommt, dass nach dem 2.WK eine gewaltige Geschichtsfälschung stattfand und nicht nur das deutsche Volk umerzogen wurde. Belanglosigkeiten werden im Stil der BILD-Zeitung groß herausgestellt um von den wichtigen Zusammenhängen und Zeitproblemen abzulenken.

Viele, leider zu wenige Nachgeborene suchen nach der historischen Wahrheit, was schwierig ist, wem soll man glauben, wer ist glaubwürdiger?
Dazu kommt, dass die offizielle Geschichte immer vom Sieger geschrieben wird, denn die Kriegspropaganda der Siegermacht ist mit der Kapitulation der Besiegten nicht zu Ende, nein sie geht weiter.
Der amerikanische Publizist Walter Lippmann hat es folgendermaßen formuliert: „Erst wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden hat und von den nachfolgenden Generationen auch geglaubt wird, kann die Umerziehung als wirklich gelungen angesehen werden.“


MfG Jan Amos
[/QUOTE]

Es ist sehr wichtig, dass auf diese Unzulänglichkeiten in der Geschichte hingewiesen wird.

Mit lieben Grüßen

suche
 
Jan Amos schrieb:
Dazu kommt, dass nach dem 2.WK eine gewaltige Geschichtsfälschung stattfand und nicht nur das deutsche Volk umerzogen wurde.
Ja, das ist natürlich tragisch, daß man dem deutschen Volk den Nationalsozialismus aberziehen wollte, den es gerade nur zwölf Jahre zuvor zu erlernen begann. Seitdem haben die Sieger ihre Holocaust-Propaganda verbreitet, um Deutschland nach verlorenem Krieg wirtschaftlich wie politisch ganz klein zu halten, verstehe ich Dich richtig?
 
Miriam schrieb:
Es sind viele Aspekte der Geschichte des dritten Reiches und überhaupt der Anfängen der BRD, die noch sehr im Dunkeln liegen. Und einige die zur Klärung dieser Zeit beitragen wollten in den 50. Jahren, mussten sogar die Bundesrepublik verlassen.
Das glaube ich nicht wirklich, Miriam, dass da noch so viel im Dunkeln liegt.
"Geschichtsfälschung" und die Geschichte, die "von den Siegermächten geschrieben" wird - das kennst Du doch alles, oder nicht?
Ja, nach dem Krieg und in der 50-er Jahren wurde so wie immer während und nach Kriegen nach der Wahrheit gesucht, vieles verschwiegen, umgedreht und falsch berichtet.
Und so wie immer wurden die Hintergründe im Laufe der Jahre und Jahrzehnte immer klarer, die Geschichte wird heute längst nicht mehr nur von den "Siegermächten" geschrieben, sondern man kann sie immer wieder beispielsweise im "Spiegel" oder in der "Welt" nachlesen - was den Ewiggestrigen ebenso wenig gefällt, wie ich es schon bei früheren Debatten in einem anderen Forum erlebt habe. Im hochtechnisierten Medienzeitalter wird bereits jedes Detail bis ins Kleinste zerlegt, niemand wird dafür bestraft, mit Ausnahme des Verstoßes gegen des Wiederbetätigungsgesetz, das aber irgendwann auch nicht mehr bestehen bleiben wird, und dem heute wirklich nur mehr die Dümmsten von den Dümmsten zum Opfer fallen.

Es geht manchen in Wirklichkeit nur um Aufrechnung und um Verschwörungstheorien, beispielsweise solche:
Dresden (wird gern "garniert" mit anderen Beispielen) war ein unnötiges Kriegsverbrechen - no na, als ob es einen gerechten und humanen Krieg gäbe!
Amerikanische Wirtschaftszweige (zB Bankkredite) haben Hitler in den 30-er Jahren wesentlich unterstützt - das ist aber schon längst kein Geheimnis mehr!
Hitler wäre Stalin nur zuvorgekommen - das ist keine Geschichtsumschreibung, sondern unbeweisbare Nazipropaganda. Und dass der Stalin auch kein Heiliger war, dürfte wohl auch schon jedem Grundschüler bekannt sein.

Ganz zu schweigen von den Holocaustleugnern wie der österreichische Bundesratsabgeordnete aus der FPÖ, der vor kurzem verurteilt wurde, weil er meinte, im 3. Reich hätte es keine Gaskammern gegeben. (Obwohl ich persönlich eine Verurteilung für solchen Schwachsinn für unnötig erachte, aber eine solch hohe Funktion für so einen Spinner, Verzeihung, halte ich in heutigen Zeiten für skandalös).
 
Andreas61 schrieb:
Das glaube ich nicht wirklich, Miriam, dass da noch so viel im Dunkeln liegt.
"Geschichtsfälschung" und die Geschichte, die "von den Siegermächten geschrieben" wird - das kennst Du doch alles, oder nicht?
Ja, nach dem Krieg und in der 50-er Jahren wurde so wie immer während und nach Kriegen nach der Wahrheit gesucht, vieles verschwiegen, umgedreht und falsch berichtet.

Hallo Andreas,

das Ganze nun etwas off-topic:

ich beziehe mich eher auf die fünfziger Jahre und dabei auf einen besonderen Fall: den von Thomas Harlan.

In 1929 geboren, ist er der Sohn von Veit Harlan, der Regiseur von "Jud Süß", der in den dreißiger Jahren mehrere nationalsozialistische bzw. antisemitische Filme drehte. Damit hat er das Bild, besser gesagt die Vorurteile über Juden maßgeblich geprägt.

Hier noch Einiges zu der schillernden Persönlichkeit von Thomas Harlan, nun aus Wikipedia:

Nach Kriegsende und Ernüchterung über die NS-Diktatur ging er 1948 nach Paris, um ein Studium der Philosophie und Mathematik zu beginnen, und wurde "so etwas wie ein deutscher Revolutionär". In Paris wohnte er zuerst gemeinsam mit Gilles Deleuze bei Michel Tournier, später bei Pierre Boulez. Auch mit Klaus Kinski verband ihn eine Freundschaft.

Von 1959 bis 1964 betrieb er Recherchen in Polen, aus denen über 2000 Anklagen gegen Kriegsverbrecher in der Bundesrepublik resultierten und ihm dort ein Verfahren wegen Landesverrats aufgrund der Veröffentlichung geheimer deutscher Dokumente in polnischen Medien einbrachte.


Thomas Harlan konnte ca 10 Jahre gar nicht in Deutschland leben - darauf habe ich mich bezogen. Wir haben ihm aber eine umfangreiche Aufklärung einiger Aspekte der Geschichte der Anfängen der BRD zu verdanken - bzw. einiger bis vor kurzem noch falsch eingeschätzten Persönlichkeiten.

In Kürze wird beim Eichborn Verlag ein Buch erscheinen:

Jean-Pierre Stephan:

Thomas Harlan. Von der Zärtlichkeit des Schreckens. Ein deutsches Leben


Es geht dabei nicht nur um Th. Harlan - sondern um die ca 2000 Fälle die er aufgedeckt hat - zum Teil waren es hohe Beamte oder Leute in hohen Positionen, deren Verstickungen unter dem NS-Regime geschickt "vergessen" wurde, bzw. deren Vergangenheit getarnt wurde.

Vorweg dies: der Autor, Jean-Pierre Stephan, ist in den 60. Jahren geboren. Auch er ist noch stets auf Spurensuche - wieso? Weil bis heute noch in einigen Fällen eine Aufarbeitung der Geschichte umgangen wurde.

Liebe Grüße

Miriam
 
AW: aktuellste Meldung aus Israel

Hallo Miriam!
Thomas Harlan scheint bei euch so etwas Ähnliches zu sein wie bei uns Simon Wiesenthal gewesen ist. Auch er hatte polititisch noch in den 70-er Jahren enorme Probleme, v.a. mit Kreisky, der damals mit dem ehemaligen SS-Offizier Friedrich Peter eine Koalition bildete.

Aber es geht heute mMn nur mehr um Details, die noch unbekannt sind und die für jeden wahrscheinlich eine verschieden große Bedeutung haben. Für mich ist es eher weniger interessant, wenn ich das sagen darf, weil es am Geschichtsbild nichts Wesentliches mehr ändert, meine ich.

LG
Andreas
 
Andreas61 schrieb:
Aber es geht heute mMn nur mehr um Details, die noch unbekannt sind und die für jeden wahrscheinlich eine verschieden große Bedeutung haben. Für mich ist es eher weniger interessant, wenn ich das sagen darf, weil es am Geschichtsbild nichts Wesentliches mehr ändert, meine ich.

Völlig richtig, Andreas, wieder ist festzustellen, dass unsere Optik auch durch die Zugehörigkeit zu einer Generation - besser gesagt durch das persönliche Erlebnis, geprägt ist. Aber Gültigkeit hat heute deine Auffassung, und wenn das Geschichtsbild doch noch überdacht werden sollte, dann nichtmehr aus der Perspektive der älteren Generation.

Der Austausch solcher Standpunkte hat aber m.E. schon seinen Stellenwert.

Gruß von Miriam
 
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